AM127 – Brief an Walter Gropius
Wien, Dienstag, 2. Januar 1912


Dienstag

Mein liebes Herz

Nein[,] ich wollte Dir nicht weh thun! Wenn Du das nur schon endlich verstehen würdest!! –

Ich lebe nur so rasend schnell, dass ich \mir/[,] immer wenn ich mich zum Schreiben hinsetzen will – die Nacht – die Feder aus der Hand nimmt. —

Ich denke oft an Dich[.]


Dein lieber, süßer Brief ist mir ans Herz gegangen. – Wärest Du doch in Wien! – Der Shawl ist da und wunderhübsch – ebenso der Kopf (er steht auf dem blauen Ofen von in Zimmer[)]. Sieht sehr schön aus. [Skizze eines Kaminofens] Wisse, alles was von Dir kommt[,] ist schön und gut und thut mir wohl. Es ist ein Leid für mich, dass ich Dir soviel weh thue.

Dank – mein Lieb & schreib.


Apparat

Überlieferung

, .

Quellenbeschreibung

1 Bl. (2 b. S.) – Briefpapier.

Beilagen

Umschlag, , Berlin-Wilmersdorf | Nicolsburgerplatz 4 | Herrn Walter Gropius; PSt. (lt. , S. 1140, t 6k20): 19/1 WIEN 117 | -3.I.12 XII – | * 3a *; von WG mit einer 1 versehen (Zur Nummerierung von Alma Mahlers Briefumschlägen).

Druck

Erstveröffentlichung.

Korrespondenzstellen

keine.

Datierung

Datiert durch AM und Poststempel: Dienstag vor dem 3. Januar 1912.

Übertragung/Mitarbeit


(Elke Steinhauser)


A

süßer Brief – Entwurf nicht überliefert.

B

Shawl – vgl. AM105 vom 4. September 1911: Blouse […] Shawl.

C

Kopf – Um welchen Kopf es sich hier handelt, lässt sich nicht mit Sicherheit beantworten. Einen Abguss des , das 1909 schuf (), müsste schon sehr viel früher, möglicherweise noch zu Lebzeiten ihres , erhalten haben.

D

Gustavs Zimmer – vgl. Memoiren: „Ich hatte in allen Wohnungen, seit Tode, seinen Arbeitsschreibtisch stehen, auf dem alle seine Noten und Bilder von Kind auf bis zu seiner letzten Zeit standen“ (, S. 60). Ferner schilderte dem französischen Fotografen , bekannt geworden unter dem Pseudonym Brassaï: „Even though she was in love with me, continued to make into an object of veneration. Whereever I looked, I’d see pictures of him looking back at me, or his death mask, or bust of him, or even the objects he had been fond of“ (, S. 73).